Die Weihnachtszeit ist auch die stille Zeit. Wie wäre es mal mit Digital Detox? 5 lange Tage kein Smartphone, kein Tablet, kein Laptop oder kein PC – nicht einmal Internet. Kann das gut gehen? Ich hab´s versucht – hier mein Fazit.

Fangen wir von vorne an: Der Moment, als ich alle Geräte definitiv abgeschaltet habe, war so etwa, wie wenn der Kellner schon den Teller wegräumt und man möchte aber noch die Sosse mit dem Brot auswischen – es ist schwer loszulassen. Nochmal schnell am Freitag Abend alle E-Mails gelesen und alle [Anm.: das sind nicht wenig!] Social Media Accounts und deren Mitteilungen auf Aktualität gecheckt, noch die letzte Rechnung online bezahlt. Das wars dann.

„Wie kann man 5 Tage ohne Smartphone, Digital TV & Radio oder Internet Zugang überhaupt überleben? Ich nehme es vorweg: Man tut´s! Sehr gut sogar…aber…“

Ich sass plötzlich auf unserem Sofa zuhause, hatte mir ein einen Glühwein gegönnt und starrte vor mich hin. Ich hatte ja nichts zum reinschauen, eintippen oder zu lesen. Halt, doch: wir haben ein Bücherregal zuhause – das ist diese „Dekowand“ hinter meinem Schreibtisch, wo der 27 Zoll Monitor meines PCs draufsteht – schöner Background, wenn man Videocalls macht;-) Also, da habe ich nun tatsächlich nach gut 5 Jahren angefangen, wieder ein richtiges Buch zu blättern ohne im eBook einfach zu swipen. Das Buch geht natürlich ums Digitale bzw. um AI, „Die Tyrannei des Schmetterlings“ von Frank Schätzing. Gutes Buch, aber so dick und schwer, dass dir beim Halten die Hände mit der Zeit abfallen. Aber eine Erfahrung.

Am nächsten Tag fuhren wir bei strahlendem Wetter Richtung Land, einen Ausflug machen, bergwandern, feines Essen und dem Hund mal was anderes zeigen als seine Standard-Gassi-Strecke. Von Zürich aus Richtung Westen war ja noch klar – aber wie weiter? Ich durfte ja nicht das Navi benutzen oder im Smartphone schnell auf Google Maps nachsehen. Also haben wir im Handschuhfach den alten Falk-Plan rausgenommen. Wer es nicht mehr kennt: ein Falk-Plan war das „Origami“ der Landkarten – mit hochwissenschaftlicher Falttechnik. Einmal auseinander gefaltet hattest du keine Chance mehr, ihn in den ursprünglichen Zustand zurück zu falten. Es hat funktioniert und wir sind angekommen.

Nach einem wundervollen Tag ging es zur Dinner-Wahl. Nein, kein Tripadvisor checken, kein googlen der besten Restaurants der Gegend – dafür herumlaufen und suchen, sich durchfragen, das war die Devise. Aber so haben wir einige sehr nette „Einheimische“ kennen gelernt und am Ende auch wunderbar gegessen.

Das ging natürlich alles noch viel weiter. Ich schätze es gab alle 2 Stunden Momente, in denen ich normalerweise im Internet nachgesehen hätte. Und da kam mir dann schon der Gedanke – wie haben wir das früher gemacht? Gut, unser Amazon hiess Quelle-Katalog, unser Telefon war so mobil, wie das Kabel lang und man hat sich für ein Treffen mit Freunden einfach vorab zum Zeitpunkt und Ort konkret verabredet und nicht gesagt „ich schicke dir dann eine Whatsapp, wenn ich in der Nähe bin“.

Letztlich habe ich 5 Tage durchgehalten! Obwohl ich nicht einmal wusste, wie das Wetter wird (denn Fernsehen und Radio sind mittlerweile auch digital – ging also auch nicht ), war die Zeit etwas Besonderes – auch besonders herausfordernd. Natürlich sind zig Messages aufgelaufen, E-Mails und Dinge offen geblieben – aber ich hatte mal einfach nur Zeit für meine Frau, unseren Hund und … für mich;-)

Fazit

Das Internet und die dazugehörigen Digitalen Medien und Geräte erleichtern unser Leben sehr. Ich denke aber, dass wir zum Teil einfach zu viel mit den neuen Technologien beworfen werden und sie auch im Übermass nutzen. Ich bin überzeugt, die optimale Lösung liegt in einem gesunden Mittelmass – von nichts zu viel. Und wer es nun selbst einmal ausprobieren möchte – die Weihnachtszeit ist ideal. Digital Detox heisst mehr persönliche Zeit für die Liebsten. Und wer jetzt noch eine richtige Weihnachtskarte statt einer Text-Message schreiben möchte – jetzt käme sie noch rechtzeitig an;-)

Also, wie schauts aus? Morgen einfach mal „abschalten“?

Euer Thomas Bergmann